DAS THEMA
Ein Rotschmied war ein Handwerker, der aus den goldglänzenden Kupferlegierungen Bronze oder Messing Waren in allen denkbaren Typen
und Größen goss:
- Leuchter jeder Art, Kronleuchter
- Maße, Gewichte und Waagen
- Hausgerät: Kannen, Lavabokessel, Mörser, Schüsselringe, Rechauds, Bügeleisen, Zapfhähne, Spritzen u. v. a.
- Kirchliches Gerät: Monstranzen, Ziborien, Weihrauchfässer, Weihwasserkessel, Ampeln, Altarglocken u. v. a.
- Judaika: Sabbatlampen, Chanukkaleuchter
- Kleinwaren: Schellen, Schröpfköpfe, Wandhaken u. v. a.
Das in Nürnberg fast ausschließlich verwendete Material war Messing, die Legierung aus Kupfer und Zink.
Waren, die aus Messingblech hergestellt wurden, stammen von anderen Handwerken: Beckenschlägern, Flaschnern, Geschmeidmachern, Zirkelschmieden.
Schon um 1400 waren die Nürnberger Rotschmiede in Deutschland führend. Sie bildeten das stärkste Gewerbe in dieser Stadt. Bis zum 19. Jahrhundert sind mehr als 3.000 Meister namentlich bekannt.
- Die Nürnberger Arbeiten sind ziemlich eigenständig. Handfeuerspritzen, Einsatzgewichte, Zapfhähne, Schüsselringe, Rechauds und Ampeln aus Messing wurden hier erfunden oder zu einer zuvor unbekannten Vielfalt entwickelt.
- Neben hochmodernen Typen stellte man traditionelle her, so dass die Stilgrenzen verwischen.
- Die Produkte entstanden in großen Serien. Viele waren dünnwandiger und leichter als Konkurrenzprodukte; das machte den Transport über weite Strecken kostengünstig und garantierte, da das Material teuer und preisbestimmend war, ein überlegenes Preis-Leistungs-Verhältnis.
So wurde die ganze damals bekannte Welt versorgt.
Erhalten ist ein verschwindend geringer Teil, denn Messing war wertvoll: Beschädigte und unmoderne Gegenstände wurden eingeschmolzen; die Buntmetalle waren in Kriegszeiten begehrte Rohstoffe.
Ein Teil der Rotschmiedearbeiten trägt eingeschlagene Meisterzeichen. Sie beweisen die Herkunft aus Nürnberg und helfen bei der Datierung.
- Walter Stengel: Die Merkzeichen der Nürnberger Rotschmiede.
In: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, 1918-1919,
S. 107-155
(trotz des geringen Umfangs ziemlich zuverlässig, weist jedoch kaum Gegenstände mit Marken nach) - Hermann P. Lockner: Die Merkzeichen der Nürnberger Rotschmiede. München 1981
(erweiterte Überarbeitung von Walter Stengels Publikation, zahlreiche Angaben müssen mit gesunder Skepsis betrachtet werden) - Otto A. Baumgärtel: Zu den Nürnberger Zapfhahnen und ihren Meistermarken. In: Walter Drack: Zur Geschichte des Wasserhahns. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 64. Zürich 1997, S. 97-120, Abb. 71-74
(kleine Vorarbeit für ein neues, kritisches Verzeichnis, die einen Teil der Marken auf Zapfhähnen zusammenstellt und anhand der Quellen auflöst)
Fotos von Gegenständen und Meisterzeichen sind willkommen;
Fragen werden gerne beantwortet.