Das Thema

DAS THEMA

Baumgaertel_Der-Rotschmied-Giesser-Werkstatt

Der Rotschmied: Gießer-Werkstatt
(nach Christoph Weigel: Abbildung der
Gemein-Nützlichen Haupt-Stände.
Regensburg 1698)

Ein Rotschmied war ein Handwerker, der aus den goldglänzenden Kupferlegierungen Bronze oder Messing Waren in allen denkbaren Typen
und Größen goss:

  • Leuchter jeder Art, Kronleuchter
  • Maße, Gewichte und Waagen
  • Hausgerät: Kannen, Lavabokessel, Mörser, Schüsselringe, Rechauds, Bügeleisen, Zapfhähne, Spritzen u. v. a.
  • Kirchliches Gerät: Monstranzen, Ziborien, Weihrauchfässer, Weihwasserkessel, Ampeln, Altarglocken u. v. a.
  • Judaika: Sabbatlampen, Chanukkaleuchter
  • Kleinwaren: Schellen, Schröpfköpfe, Wandhaken u. v. a.

Das in Nürnberg fast ausschließlich verwendete Material war Messing, die Legierung aus Kupfer und Zink.

Waren, die aus Messingblech hergestellt wurden, stammen von anderen Handwerken: Beckenschlägern, Flaschnern, Geschmeidmachern, Zirkelschmieden.

Baumgaertel_Nuernberger-Giessgefaesse-und-Leuchter

Nürnberger Gießgefäße und Leuchter
des 15. Jahrhunderts
(nach Otto A. Baumgärtel: Glänzend wie Gold.
Arbeiten der Nürnberger Rotschmiede bis
zum Dreißigjährigen Krieg. Zur Ausstellung in Schloss Friedenstein, Gotha. Dettelbach 2015,
Abb. 5)

Schon um 1400 waren die Nürnberger Rotschmiede in Deutschland führend. Sie bildeten das stärkste Gewerbe in dieser Stadt. Bis zum 19. Jahrhundert sind mehr als 3.000 Meister namentlich bekannt.

  • Die Nürnberger Arbeiten sind ziemlich eigenständig. Handfeuerspritzen, Einsatzgewichte, Zapfhähne, Schüsselringe, Rechauds und Ampeln aus Messing wurden hier erfunden oder zu einer zuvor unbekannten Vielfalt entwickelt.
  • Neben hochmodernen Typen stellte man traditionelle her, so dass die Stilgrenzen verwischen.
  • Die Produkte entstanden in großen Serien. Viele waren dünnwandiger und leichter als Konkurrenzprodukte; das machte den Transport über weite Strecken kostengünstig und garantierte, da das Material teuer und preisbestimmend war, ein überlegenes Preis-Leistungs-Verhältnis.

So wurde die ganze damals bekannte Welt versorgt.
Erhalten ist ein verschwindend geringer Teil, denn Messing war wertvoll: Beschädigte und unmoderne Gegenstände wurden eingeschmolzen; die Buntmetalle waren in Kriegszeiten begehrte Rohstoffe.

Baumgaertel_Meisterzeichen-Nelke

Meisterzeichen (Nelke zwischen M B) des
Michael Brunner, Meister 1801
(nach Otto A. Baumgärtel: Zu den Nürnberger
Zapfhahnen und ihren Meistermarken.
In: Walter Drack: Zur Geschichte des
Wasserhahns. Mitteilungen der
Antiquarischen Gesellschaft in Zürich,
Bd. 64. Zürich 1997, S. 97-120)

Ein Teil der Rotschmiedearbeiten trägt eingeschlagene Meisterzeichen. Sie beweisen die Herkunft aus Nürnberg und helfen bei der Datierung.

  • Walter Stengel: Die Merkzeichen der Nürnberger Rotschmiede.
    In: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, 1918-1919,
    S. 107-155
    (trotz des geringen Umfangs ziemlich zuverlässig, weist jedoch kaum Gegenstände mit Marken nach)
  • Hermann P. Lockner: Die Merkzeichen der Nürnberger Rotschmiede. München 1981
    (erweiterte Überarbeitung von Walter Stengels Publikation, zahlreiche Angaben müssen mit gesunder Skepsis betrachtet werden)
  • Otto A. Baumgärtel: Zu den Nürnberger Zapfhahnen und ihren Meistermarken. In: Walter Drack: Zur Geschichte des Wasserhahns. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 64. Zürich 1997, S. 97-120, Abb. 71-74
    (kleine Vorarbeit für ein neues, kritisches Verzeichnis, die einen Teil der Marken auf Zapfhähnen zusammenstellt und anhand der Quellen auflöst)

Fotos von Gegenständen und Meisterzeichen sind willkommen;
Fragen werden gerne beantwortet.

   info@rotschmiede.de